Donnerstag, 5. August 2010

Living in Utopia - Teil III

Reporter: So jetzt kommen wir zu Herrn Dr. Bleitinger, einen der Architekten, Stadtplaner und "Gesellschaftsplaner" von Utopia.

Herr Dr. Bleitinger, was ist eigentlich ein "Gesellschaftsplaner"?

Bleitinger: Nun diese Bezeichnung hat man mir gegeben, da ich mich mit meinem Team vor allem um die Problematik der Gesellschaftsentwicklung in Utopia gekümmert habe.

Wie wir wissen haben (Wohn)räume - seien es Wohnungen, Häuser oder eben ganze Städte - großen Einfluss auf die Art unseres Zusammenlebens.

Reporter: Gab es da in Utopia besondere Herausforderungen?

Bleitinger: In der Tat! Sehen Sie, schon herkömmliche, moderne Städte tragen zur Vereinsamung der Menschen bei. Natürlich kann man als kontaktfreudiger Mensch auch in einer Großstadt einen guten Freundeskreis aufbauen und pflegen, jedoch Menschen, die auf diesem Gebiet weniger Talent oder Möglichkeiten haben, sei es weil sie viel arbeiten, alt sind oder einfach ein wenig kontaktscheu, können sehr schnell in die Vereinsamung geraten.

In dörflichen Strukturen sind hingegen die Verbindungen enger, man engangiert sich in Vereinen und nimmt Anteil an seinen Mitmenschen. Zugegeben, manchmal schlägt dies auch ins Extrem um, z.B. wenn voreiliger Dorftratsch unaufhaltbar die Runde macht, dennoch gibt es einige positive Elemente, die wir gerne zu einem gewissen Grad in unseren Städten hätten.

In Utopia ist die Situation noch extremer. Aufgrund des Prinzips der kurzen Wege, welches aus energiepolitischer Sicht durchaus sinnvoll ist, werden den Menschen zahlreiche Mittel zur Verfügung gestellt, die es ihnen erlauben, praktisch völlig autark in den eigenen vier Wänden zu leben.

Dem wollten wir entgegen steuern. Natürlich kann man keinen zwingen am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, jedoch wollten wir allen, die es möchten, möglichst reichhaltige Kontaktangebote bieten.

In Utopia ist ja die Besonderheit, dass die meisten Menschen in Hochhäusern leben. Das Hochhaus ersetzt somit dass, was in anderen Städten vielleicht ein Stadtviertel wäre. Daher haben wir bei der Planung in den Hochhäusern im unteren Drittel genau die Dienstleistungen und Angebote vorgesehen, die man normalerweise von seinem Viertel erwarten würde: Vom Friseur bis zum Hausarzt, vom Kindergarten bis zur Sporthalle, vom Tante-Emma-Laden bis zum Seniorenheim sind hier zahlreiche Angebote vertreten, die vornehmlich nur von den jeweiligen Hausbewohnern genutzt werden sollen.

Auf diese Weise wird zwangsläufig schon der Kontakt zwischen den Bewohnern hergestellt, einfach weil man sich regelmäßig bei den verschiedenen Dienstleistern trifft.

Hinzu kommt noch dass jedes Haus einen so genannten "Hausrat" besitzt, also ein Gremium, dass über Belange des Hauses entscheidet und auch für die Planung gemeinsamer Veranstaltungen, wie z.B. Hausfeste zuständig ist. Außerdem wählt jedes Haus für eine Legislaturperiode einen "Haussprecher", der regelmäßig an Sitzungen des Stadtparlaments teilnimmt und dort die Geschicke der Stadt mitbestimmt.

Des weiteren werden auch noch "Hauspartnerschaften" unterstützt, bei denen sich verschiedene Häuser näher kommen.

Reporter: Führt das alles nicht zu einer Ghettoisierung, d.h. jedes Haus steht gegen ein anderes?

Bleitinger: Diese Gefahr besteht durchaus, und ein "gesunder" Konkurrenzkampf zwischen den Häusern ist nicht mal unerwünscht. Was wir jedoch zu verhindern suchten, war "Armen"- und "Reichen"-Häuser zu schaffen, d.h. also zu verhindern, dass sich in einem Haus nur Ärzte und in einem anderen vielleicht nur Arbeiter befinden.

Dies haben wir dadurch erreicht, dass die Vergabe der Wohnräume einerseits nach dem Zufallsprinzip geschieht, andererseits jedes Haus eine Preisspanne von ganz billig bis ganz teuer abdeckt.

Somit gibt es dann zwar ein soziales Gefälle innerhalb eines Hauses, jedoch sind die Gruppierungen zu klein, um eine Ghettoisierung aufkommen zu lassen.

Ganz ohne Hierarchien wird es jedoch nicht gehen, da die Menschen einfach zu unterschiedlich sind. Wir können jedoch vermeiden, dass sich manche Gruppen ausgegrenzt fühlen oder "jenseits" der Gesellschaft leben.

Unterstützt wird dies auch durch die Architektur, sowie die Planung der ganzen Stadt. So haben wir zahlreiche grüne Oasen vorgesehen, und Freiräume, Ruheräume und organische Formen verwirklicht.

Es war uns jedenfalls wichtig, dass sich auch der Bewohner der billigsten Wohnung gut untergebracht fühlt und sich nicht abgeschoben vorkommt.

Reporter: Darauf wollte ich Sie gerade ansprechen. Sie haben hier in Utopia eine ganz eigene Form der "organischen Architektur" verwirklicht.

Bleitinger: Ja, das stimmt.

Ich sage immer unsere Architektur ist zwar nicht im Stile Hundertwassers, sehr wohl aber in seinem Geiste.

Das Grundkonzept von Utopia ist eine Vernetzung von Lebensraum, Ökologie und Ökonomie. Da darf die Architektur nicht unbeteiligt daneben stehen. Die Häuser sollten einerseits allen modernen Anforderungen an ökologischer Bauweise - insbesondere im Hinblick auf die Energiebilanz - genügen, andererseits ein anregender und angenehmer Wohnraum sein. Unserer Ansicht nach erreicht man jedoch den "Wohlfühl-Faktor" nicht mit kantigen Glasfassaden und Stahlbeton. Solche Bauten strahlen Nüchternheit und Kälte aus. Man denke nur an die Monotonie der Plattenbauten. Bei Bürogebäuden kommt häufig noch eine Demonstration der Macht durch Größe hinzu. Dies hat schon fast etwas aggressives.

Unser Anspruch war es jedoch nicht nur nackten Wohnraum, sondern Lebensraum mit "Wohlfühl"-Charakter zu schaffen (Hochhäuser der neuen Generation). Bei Utopia kam erschwerend hinzu, dass der Großteil der Stadt als eine Ansammlung von Hochhäusern realisiert werden sollte, um möglichst vielen Menschen auf vergleichsweise geringem Platz Wohnraum zu bieten und einen überdurchschnittlichen Freiraum für Parkanlagen etc. zu haben.

Somit mussten wir ganz neue Konzepte erarbeiten, um den verschiedenen Ansprüchen gerecht zu werden. Die organischen Formen unserer Häuser ergaben sich sozusagen zwingend, da wir verhindern wollten, dass sich die Bewohner in einem monotonen "Hochhauswald" wiederfanden.

Die jetzige Lösung integriert meiner Meinung nach sehr gut die zahlreichen Hochhäuser in das Gesamtkonzept der Stadt: Die ausladenden Grünflächen werden von den individuellen Hochhäusern durchbrochen, wobei ein Teil der Natur durch Fassadenbepflanzungen und entsprechende Werkstoffe wie Holz in den Hauswänden aufgegriffen und in Variationen wiedergegeben wird (Grüne Hochhäuser). Dadurch hat man fast das Gefühl in einer Alpenlandschaft zu stehen und fühlt sich nich in einer Stadt voller Hochhäuser. Zusätzlich sorgen Balkons - auch in großer Höhe - und überspannende Verbindungsbrücken zwischen den Häusern für eine weitere Auflockerung des Bildes.

Reporter: Sie haben auch Wasser sehr intensiv eingesetzt.

Bleitinger: Das ist richtig. Wasser ist allein durch seine ewige Bewegung ein faszinierendes Element. Es kann feste Strukturen auflockern und aufbrechen. So gesehen ist es ähnlich wie Feuer. Man kann in einen offenen Kamin genauso stundenlang fasziniert starren ohne gelangweilt zu sein, wie in die Meeresbrandung. Diese entspannenden Effekte des Wassers haben wir uns zu Nutze gemacht. Außerdem wurde das Wasser eingesetzt um das Mikroklima der Stadt zu stabilisieren, da es ein ausgezeichneter Wärmespeicher und -Puffer ist. Im Sommer kühlen wir z.B. die Südfassaden mit darüber strömendem Wasser (und gewinnen dadurch auch noch Warmwasser).

Architektonisch haben wir auch nicht davor zurück geschreckt von manchen Hochhäusern spektakuläre Wasserfälle herab fließen zu lassen. Eigentlich hat man von fast jedem Punkt in der Stadt einen Blick auf irgendein Wasserspiel: Von ganz kleinen Wasserspielen, manche eben spektakuläre Wasser-Arrangements.

Das ganze fügt sich dann fließend in die Grünflächen ein, die ja auch keine kurz geschnittenen, englischen Rasen und Rechtwinklige Hecken sind, sondern Landschaftsarrangements nach dem Vorbild japanischer Gärten.

Auch hier war es wichtig, sowohl Rückzugs- und Erholungsgebiete, als auch Räume für gesellschaftliche Anlässe, wie z.B. Grillfeste oder Geburtstagsfeiern vorzusehen. Somit macht der grüne Lebensraum außerhalb der Hochhäuser mindestens 50% des Gesamtkonzepts aus.

Mittwoch, 4. August 2010

Living in Utopia - Teil II

Reporter: Nun nach diesem ausführlichen Gespräch mit Herrn Schulte, haben wir uns nun mit Herrn Dr. Leichtwiesner getroffen. Herr Leichtwiesner ist einer der Ingenieure, der für die Energieversorgung in Utopia verantwortlich ist. Herr Leichtwiesner stimmt es dass Utopia seine gesamte Energie selbst herstellt?

Leichtwiesner: Ja das ist richtig. Utopia verfügt über einen ausgeklügelten Energiemix. Sämtliche Häuserdächer und -fassaden sind mit Solarzellen eingedeckt, außerdem verfügt Utopia über einen eigenen Windpark auf den umliegenden Bergen, weiterhin haben wir mehrere Geothermie-Kraftwerke und erzeugen aus unseren Bio- und Kläranlagenabfällen Biogas.

Reporter: Und das reicht um den gesamten Strombedarf der Stadt zu decken?

Leichtwiesner: Nun, es reicht für 99,9% aller Fälle. Sorgen machen uns nur die 5-6 Spitzenlasten pro Jahr die auftreten, wenn viele Bewohner synchron viel Energie verbrauchen.

Reporter: Zum Beispiel bei einem WM-Finale?

Leichtwiesner: Ja, zum Beispiel wenn während einer großen Sportveranstaltung alle gleichzeitig ihren Fernseher einschalten.

Reporter: Und warum ist das ein Problem?

Leichtwiesner: Nun unsere Energieversorgung ist bewusst so ausgelegt, dass wir im Normalbetrieb alle Schwankungen abpuffern können. Will man aber auch die Leistungsspitzen abfangen, so muss man viel größere Pufferkapazitäten vorhalten, die jedoch das meiste Jahr unnütz sind. Das ist weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll.

Reporter: Und wie haben Sie das Problem gelöst?

Leichtwiesner: Nun durch die Kombination verschiedener Maßnahmen. Die Wichtigste ist jedoch das Prinzip der "Energiekanalisierung". Im Grunde ist das ähnlich wie beim menschlichen Körper: Wenn der Körper Energie zum Wegrennen braucht, schüttet er Signalstoffe aus, so dass z.B. alle Energie in die Muskeln geliefert wird und keine Energie für die Verdauung mehr zur Verfügung steht.

Ganz ähnlich machen wir es: Da diese "Mega-Spitzen" glücklicherweise meistens absehbar sind - wie z.B. ein WM-Finale mit Deutscher Beteiligung - werden schon langsfristig vorher andere Verbaucher zurückgefahren. So fuhren bei den Deutschland-Spielen nur ein Zehntel der normalen ÖPNV-Kabinen.

Reporter: Doch was machen Sie bei unvorhergesehenen "Mega-Spitzen"?

Leichtwiesner: Nun dann müssen wir mit radikalen Maßnahmen reagieren, d.h. z.B. die Beleuchtung in der Stadt um 50% herunterfahren oder die Akkus der Elektrofahrzeuge anzapfen. Für kurzzeitige Megaspitzen können wir auch noch die normalen Energie-Puffer "überstrapazieren".

So besitzt jedes Hochhaus mehrere große Wasserspeicher für Trink- und Brauchwasser in den oberen Dachgeschossen. Diese Tanks werden zu Zeiten gefüllt, wenn genug Energie da ist und versorgen das Haus mit Wasser. Zusätzlich können diese Tanks bei Bedarf über Turbinen entleert werden. Im Grunde also das Prinzip vieler dezentraler Speicherkraftwerke, von denen wir übrigens noch ein Richtiges unweit von Utopia besitzen.

Normalerweise werden die Tanks nie vollständig entleert, jedoch einmal wurden wir von einer Spitze überrascht und daraufhin mussten wir die Tanks so stark leeren, das für eine Stunde keine Toilettenspülung in der Hälfte der Hochhäuser mehr funktionierte.

Inwzischen haben wir unsere Biogastanks erweitert und können nun ähnliche Spitzen mit Hilfe unseres neuen Gasturbinenkraftwerks abfangen.

Voraussetzung für dies alles ist jedoch ein gutes Stromnetz. Denn im Normalbetrieb sind wir ja auf eine möglichst dezentrale Energieerzeugung eingestellt, dass heißt jedes Hochhaus soll nach Möglichkeit seinen eigenen Strom produzieren. Die genannten Umverteilungen stehen dem diametral entgegen, man darf daher nicht den Fehler machen, das Stromnetz zu leistungsschwach zu planen.

Reporter: Aber Sie sparen auch viel Energie!

Leichtwiesner: Ja, absolut! Die drei Säulen der Energieversorgung in Utopia sind Energiesparen, intelligente Energievernetzung und ökologischen Energieerzeugung.

Dem Energiesparen kommt dabei bewusst die Schlüsselrolle zu. Das beginnt mit intelligenten Klimasystemen in den Hochhäusern - wir arbeiten sowohl mit Wärmerückgewinnung als auch mit Erdwärmeüberträgern und -pumpen - und endet bei dem Prinzip der kurzen Wege, welches Ihnen Herr Schulte ja schon erklärt hat.

Ich bin jedenfalls stolz, dass alle Hochhäuser "Null-Energie"-Häuser und manche sogar "Plus-Energie"-Häuser sind.

Eine andere Maßnahme ist z.B. die Lichtversorgung in den Gebäuden, die tagsüber fast ausschließlich mittels Glasfaserleitern erfolgt. Damit wird das natürliche Sonnenlicht, welches auf den Dächern mittels Kollektoren gesammelt wird, in alle Teile des Gebäudes geleitet (Tageslichtsysteme).

Oder nehmen Sie z.B. unseren Umgang mit Wind und Luftströmungen. Wir nutzen z.B. aufsteigende warme Luft mittels Kamineffekten zur Stromgewinnung und Kühlung der Gebäude. Oder ein anderes Beispiel: Es wurde darauf geachtet, dass durch einfache Veränderungen von "Panels" an der Fassadenwand z.B. die Luftströmungen um die Hochhäuser herum kontrolliert werden können. So können wir an heißen Sommertagen eine leichte Brise durch die Parkanlagen wehen lassen, während starke Winterstürme "gebrochen", verwirbelt und umgelenkt werden, so dass im Bodenbereich fast absolute Windstille herrscht.

Weiterhin unterstützen wir natürlich auch die Anschaffung von energiesparenden Geräten und Einrichtungen. So sind alle Wohnungen Utopias so eingerichtet, dass beim Verlassen der Wohnung und nachts alle Verbraucher (bis auf die Kühlschränke) abgeschaltet werden. Sie kennen das Prinzip vielleicht von modernen Hotels, wo man mit der Zugangskarte gleichzeitig den Strom für das Zimmer aktiviert.

Natürlich geht das alles nur mit Bürgern, die sich ihrer ökologischen Verantwortung bewusst sind.

Reporter: Und die haben Sie?

Leichtwiesner: Anfangs nicht überall, doch inzwischen eigentlich alle. Der Grund dafür liegt in der Organisation der Hochhäuser: Jedes Haus stellt einen eigenen kleinen Mikrokosmos dar, ähnlich wie ein eigenes Dorf. So dass in Utopia - obwohl die Stadt über eine Million Einwohner verfügt - jeder Bewohner ein beinahe dörfliches Zugehörigkeitsgefühl entwickelt. In solch einem engen sozialen Gefüge ist natürlich auch der gesellschaftliche Druck höher als es in einer anonymen Großstadt der Fall wäre. Die einzelnen Hochhäuser kämpfen daher regelmäßig darum, wer am meisten Energie spart und am ökologischsten wirtschaftet. Gefördert wird dies nicht zuletzt auch durch entsprechende Preise, die die Stadtwerke dem effizientesten Haus ausloben.

Living in Utopia - Teil I

Reporter: Guten Tag, lieber Leser, schön dass Sie mich auf meiner Tour heute durch Utopia begleiten. Ich will mir selbst einen Überblick über die hier verwirklichten Konzepte machen und bin für jeden interessierten Mitstreiter dankbar.

Unser erster Termin führt uns zu Herrn Schulte im 32. Stock des Hochhauses 24A. Sehr geehrter Herr Schulte, die allererste Frage: Was und wie arbeiten Sie?

Schulte: Nun ich habe einen ganz normalen "Bürojob", so wie ein Großteil meiner Mitmenschen - nur - eigentlich arbeite ich gar nicht im Büro. Zumindest nicht im klassischen Sinne. Die Mitarbeiter meiner Firma arbeiten hier in Utopia alle von Zuhause aus. Schließlich ist es egal, von wo aus ich Kundengespräche am Telefon führe oder an welchem Computer ich meine Unterlagen bearbeite.

Reporter: Doch ist man manchmal nicht auch auf seine Kollegen angewiesen?

Schulte: Schon, aber dafür stehen uns einerseits Video-Chats zur Verfügung, andererseits können wir uns für größere Besprechungen mit Hilfe von VR-Headsets [VR = virtual reality] in virtuellen Konferenzräumen treffen.

Natürlich ist das Gefühl ein wenig anders als "echte" Begegnungen jedoch gewöhnt man sich ziemlich schnell daran.

Außerdem nutzen wir ein neues Textverarbeitungssystem, welches es uns erlaubt bei gemeinsamen Projekten in einem einzigen Dokument gleichzeitig zu arbeiten, ohne dass dabei ein großes Durcheinander entsteht (z.B. Google Docs).

Reporter: Ja, aber was ist mit Akten, oder Briefen, die z.B. von Ihrem Chef oder anderen Personen unterschrieben werden müssen?

Schulte: Ja das war anfangs ein Problem. Wir haben es auf zwei Arten gelöst, einerseits nutzen wir so oft wie möglich E-Signaturen, andererseits besitzt Utopia ein gut ausgebautes Rohrpost-System, mit dem man bis zu 28 kg schwere Dokumente, Waren oder Werkstücke mit einer Länge von 50 cm und einem Durchmesser von bis zu 30 cm zu befördern kann.

Das reicht für die meisten Dokumente und noch vieles mehr.

Reporter: Und wieder Energie gespart!

Schulte: Ja genau, dass ist ja das Grundkonzept von Utopia, nicht mehr Energie zu verbrauchen, als die Stadt selbst herstellen kann.

So sind in jedem Hochhaus die unteren Stockwerke für Dienstleistungsbetriebe reserviert, so dass ich für viele Grundbedürfnisse wie. z.B. Zahnarzt, Kindergarten, Friseur oder Wellness-Schwimmbad mein Hochhaus gar nicht mehr verlassen muss.

Sie können sich vorstellen, wie viel Straßenverkehr allein durch die diese Maßnahmen eingespart wird.

So nutzt meine ganze Familie das Rohrpostsystem zum Einkaufen: Online bestellen, bezahlen und wenige Minuten später wird es schon geliefert.

Reporter: Doch was ist mit größeren Dingen, wie z.B. Möbeln oder Fernsehern? Oder auch zerbrechlichen Gegenständen?

Schulte: Nun, für alle Gegenstände, die nicht per Rohrpost transportiert werden können gibt es den Lieferservice per Elektrotransporter.

Reporter: Und wo ist da die Energieersparnis?

Schulte: Nun, der E-Transporter kann mehrere Bestellungen sammeln und somit die Zahl der Fahrten gegenüber individuellen Einzelfahrten reduzieren helfen. Es ist eigentlich ganz angenehm: Ich gehe durch das virtuelle Kaufhaus, entweder auf herkömmliche Weise am Bildschirm oder mittels VR-Headset sogar in 3D und bestelle, was ich brauche. Der E-Transporter liefert mir alles frei Haus, sogar bis in den 32. Stock. Doch selbst wenn ich mir meine Sachen "live" kaufe, also in irgendein Geschäft gehe, z.B. weil ich ein Kleidungsstück erst anprobieren will, lasse ich mir den Einkauf per Rohrpost oder Lieferdienst nach Hause zustellen. Das hat den Vorteil, dass ich ohne Gepäck unterwegs sein kann, also weder auf dem Fahrrad noch in der S-Bahn meine Einkäufe mit mir herumschleppen muss.

Ich kann Ihnen sagen, es macht eine Shopping-Tour viel entspannter, wenn man - sagen wir mal - zwei Stunden einkaufen kann, um dann, völlig unbeschwert von Einkaufstaschen, z.B. gleich anschließend mit den Kindern in den Zoo oder ins Kino zu gehen.

Reporter: Klingt ja ganz nett, Sie kommen also auch manchmal "raus"?

Schulte: Natürlich! Aber in der Regel kaum noch zum Einkaufen oder arbeiten. Dafür mache ich nun oft mit meiner Familie Freizeitausflüge. Utopia ist ja, wie sie wissen, ähnlich einem Schachbrett aufgebaut, d.h. die weißen Felder sind Baugrundstücke für Hochhäuser, die schwarzen Felder für Parks und Erholungsanlagen reserviert. Somit hat man es nie sehr weit ins Grüne.

Reporter: Das Prinzip der kurzen Wege!

Schulte: Exakt! Das Ziel ist, dass jeder nur so weit gehen muss, wie es wirklich nötig ist. Natürlich muss mein Arzt weiterhin zu seiner Praxis gehen und dort seine Patienten empfangen. Aber nicht nur er selbst, sondern auch 98% seiner Patienten leben in diesem Hochhaus, somit ist der Weg so kurz wie nur möglich.

Reporter: Aber es gibt doch auch andere Dienstleistungen, die nicht in jedem Hochhaus untergebracht sein können?

Schulte: Natürlich, z.B. Krankenhäuser und Universitäten sind eigene Hochhäuser in zentraler Lage. Doch auch dahin gelangt man schnell, da der ÖPNV sehr gut ausgebaut ist. Außerdem gibt es noch Leihwagen nach dem "car2go"-Prinzip und andere Fortbewegungsmittel. Außerdem ist Fahrradfahren in Utopia sehr einfach und sicher.

Reporter: Warum?

Schulte: Nun Ihnen ist sicherlich aufgefallen, dass das Erdgeschoss in Utopia eingentlich im 4.Stock liegt. Dass liegt daran, dass alle Kabel, Kanäle, Strassen etc. sowie der gesamte ÖPNV unter eine künstliche Decke verbannt wurden, die im vierten Stock zwischen den Hochhäusern aufgespannt ist. Oberhalb der Decke befinden sich nur Fuß- und Radwege (sowie Notwege für Rettungsdienste und Polizei), unter der Decke - also im Erdgeschoss bis zum 4. Stock - findet der Verkehr statt. Oben sind außerdem Bäume und Parkanlagen, so dass man glaubt sich im Erdgeschoss zu befinden.

Reporter: Klingt ziemlich futuristisch!

Schulte: Eigentlich gar nicht. Es ist nur eine Weiterentwicklung dessen, was man schon vor Jahren in anderen Städten beobachten konnte. Gehen Sie mal nach Hongkong oder Shanghai, dort sind zahlreiche Fußwege schon auf eine höhere Eben angehoben, um den Autos eine freie Fahrt zu gewährleisten.

Im Grunde ist es dasselbe wie der ausgebaute Untergrund in Montreal oder die U-Bahn in anderen Großstädten, nur dass man, anstatt in den Boden zu graben, den Boden einfach ein paar Meter angehoben hat. Sie glauben gar nicht, wie viele Kosten die Stadt durch diese Maßnahme gegenüber einer Untertunnelung gespart hat.

Reporter: Wo wir gerade vom ÖPNV sprechen, da gibt es ja auch eine Besonderheit in Utopia.

Schulte: Ja, wir haben ein so genanntes PRT-System bei uns. Das ermöglicht die individuelle Nutzung einzelner Kabinen, ohne dass man auf den gesamten Zug warten muss. Das Prinzip ist jedoch nicht neu, in Masdar City wurde es erstmalig flächendeckend eingesetzt und das erste PRT überhaupt gibt es an der West Virginia University schon seit 1975.

Sie sehen also, man muss sich nur die guten Konzepte der Vergangenheit ansehen und in ein Gesamtkonzept einbauen.

Jetzt entschuldigen Sie mich aber, ich muss weiterarbeiten.

Dienstag, 3. August 2010

Moderne Wirtschaft

Die Finanzkrise hat es uns mal wieder gezeigt: Obwohl wir alle vom Wohl und Wehe der globalen Märkte abhängig sind, gelingt es der Politik nicht, das "Wildpferd" Wirtschaft zu zähmen.

Schlimmer noch, Krisen, wie wir sie gerade erleben, sind nicht neu oder einzigartige "Ausrutscher" sondern vielmehr systemimmanent, da die freie Marktwirtschaft auf den Säulen ewig wachsender Märkte, darwinistischen Prinzipien und Entkopplung von Risiko und Gewinn aufgebaut ist.

Der Wirtschaftswissenschaftler Kondratjew sagte schon in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts eine zyklische Entwicklung der Wirtschaft voraus (Kondratjew -Zyklen). Nun mag man im Detail zu Kondratjews Thesen stehen wie man will, insgesamt wird keiner bestreiten, dass die nächste Krise so sicher ist, wie der nächste Aufschwung.

Das Problem ist jedoch, dass, während einzelne Individuen vom Aufschwung profitieren, die Gesellschaft als ganzes unter der Krise leidet.

Was können wir also tun?

Ein sehr interessantes Konzept ist das Prinzip der "Zeit-Bank" eine Weiterführung des Konzeptes der Tauschbörsen.

Dabei tun Menschen etwas für andere Menschen (z.B. Betreuung oder Nachbarschaftshilfe) und die Stunden werden auf einem persönlichen Zeitkonto der Teilnehmer des ZeitBank-Netzwerks gutgeschrieben. Dafür kann jeder Teilnehmer Gegenleistungen in Zeitstunden beziehen oder z.B. sein Zeitguthaben als Altersvorsorge ansparen. Die Teilnehmer, die keine Zeitstunden auf ihrem Konto haben oder selbst keine Leistungen anbieten, können Stunden kaufen.

Dieses System unterstützt die Bildung von sozialen Netzwerken, anstatt sie zu bekämpfen und im Vordergrund steht wieder die eigentliche (soziale) Leistung anstatt der Geldertrag durch Zinsen etc.

Eine gute Idee, wie ich finde.

P.S.: Wusstet Ihr eigentlich schon, dass die Schweizer - eigentlich der Inbegriff des Kapitalismus (sie mögen mir diesen Vergleich verzeihen) - seit 70 Jahren den WIR-Franken besitzen, eine krisensichere Parallelwährung, die in der Wirtschaftskrise in den 30ern entstand (WIR)?

Montag, 2. August 2010

Energiekonzepte der Zukunft

Auf den ersten Blick erscheinen Elektroautos die Lösung für einen Großteil der Emmissionsprobleme der Industrienationen.

Schließlich sind die Abgase der herkömmlichen Verbrennungsmotoren nicht nur für kurzfristige Effekte wie Smog und Ozonalarm verantwortlich, sie tragen auch einen erheblichen Anteil am Klimawandel.

Elektroautos sollen dieser Entwicklung abhelfen. Die Zauberworte sind hierbei "Zentralisierung der Abgasproduktion" und mittelfristiger Umstieg auf alternative Energiequellen.

Doch ist das Elektroauto wirklich der Heilsbringer?

Das größte Hindernis auf dem Weg zum wahren Durchburch sind immer noch die mangelhaften Energiespeicher. Keine der wichtigen Eigenschaften wie Gewicht, Preis, Lebensdauer, Kapazität und Leistung haben die Hersteller - trotz aller Beteuerungen - wirklich im Griff. Es scheint so zu sein, dass inzwischen die chemisch-physikalischen Grenzen erreicht sind, daher ist ein wirklicher Durchbruch in naher Zukunft mehr als unwahrscheinlich.

Wenn wir also nicht noch 50 Jahre warten wollen bis vielleicht neue Energiespeicher zur Verfügung stehen, sollten wir heute versuchen unsere Mobilitätskonzepte an sich zu überdenken.

Eine wirklich findige Idee wäre (zumindest im Stadtbereich) die flächendeckende Einführung von Induktionsschleifen zum mobilen und kontaktfreien Laden der Elektrofahrzeuge (Induktionsschleifen).

Würde man dieses System noch einem "car2go"-ähnlichen System verbinden, wie es in Ulm derzeit getestet wird (car2go), hätte man ein wirkungsvolles Mittel, um Elektrofahrzeugen schon mit der heutigen Technik zum Durchbruch zu verhelfen.

Ich stelle mir eine Stadt der Zukunft so vor, dass an den Stadtgrenzen Parkhäuser existieren, bei denen externe Besucher ihre Fahrzeuge parken können. Die Weiterfahrt geschieht dann mit ÖPNV, "rent-A-bike"-Fahrrädern oder in einem der "car2go"-Elektrofahrzeuge (vorzugsweise leichte Kleinfahrzeuge oder z.B. auch Segways, Elektroroller etc.).

In der Innenstadt sorgen dann Induktionsschleifen für einen ausreichenden Ladezustand der Elektrofahrzeuge, so dass sich keiner mehr über mangelnde Reichweiten und das Erreichen der nächsten E-Tankstelle Gedanken machen muss.

Die Elektrofahrzeuge benötigten somit vor allem Energiespeicher, die leicht und billig sind, andere Eigenschaften (wie z.B. Reichweite) wären von untergeordneter Bedeutung, so dass man hier bei der Entwicklung nicht eingeschränkt wäre.

Ich frage mich, welche Stadt als erste den Mut hat ein solches radikales Konzept durchzusetzen.

Sonntag, 11. Juli 2010

Steuersystem

Ist unser heutiges Steuersystem noch zeitgemäß?

Auf der einen Seite haben wir die Bevölkerungsgruppen der Niedriglöhne, Arbeitslosen und Hartz IV-Empfänger, die wenig bis keine Steuern zahlen können.

Auf der anderen Seite haben wir die "Schlauen", die durch Steuerflucht oder durch die Ausnutzung der zahlreichen legalen Schlupflöcher ebenfalls keine oder nur geringe Steuern zahlen.

Dem Staat sind dabei weitestgehend die Hände gebunden: Die eine Gruppe kann man nicht mehr stärker belasten, die andere Gruppe wird immer Mittel und Wege finden, das Steuersystem legal oder illegal auszutricksen (es sei denn die Steuererklärung auf dem Bierdeckel käme doch noch).

Mir schwebt jedenfalls ein System vor, dass stärker auf "soziale Belohung" setzt.

Angenommen Steuervergünstigungen könnte man nur noch bekommen, indem man soziale Dienste wie z.B. in Altenheimen, Vereinen, Schulen, Kindergärten tätigt.

Wie wäre es mit einem Punktesystem, welches von anerkannten sozialen Einrichtungen vergeben werden könnte und dann bei der Steuerabrechnung geltend gemacht werden könnte?

In gewissen Grenzen könnte man sogar einen Handel mit diesen Punkten zulassen, so dass ärmere Bevölkerungsschichten (die möglicherweise aber auch mehr Zeit haben) ihre Sozialpunkte an andere abtreten könnten. Allerdings müsste man hier die Vor- und Nachteile abwägen, da evtl. Missbrauch dadurch gefördert würde.

Auch Firmen, die sozial ausgeglichen wirtschaften, könnten mit Sozialpunkten belohnt werden.

Der Vorteile wären:
1. Die Leistung würde in Deutschland gebunden, könnte also nicht mehr so leicht ins Ausland "abwandern"
2. Die Bürger könnten - in einem gewissen Rahmen - selbst steuern, welchen Bereichen ihre Leistungen zu gute kommen
3. Ärmere Bürger, die jedoch über die nötige Zeit verfügen, könnten durch entsprechende Leistungen entweder ihre Steuerlast verringern, oder durch Abtretung der Punkte zusätzliches Geld verdienen
4. Soziales Engagement würde direkter und stärker gefördert
5. Auch Firmen, die auf soziales Engangement setzen, würden besser belohnt
6. Insgesamt würde ein engeres Verhältnis zwischen Leistung und Steuerersparnis geknüpft, der "Wert" der Steuern würde dadurch einsichtiger

Ein Gedanke über den es sich IMHO nachzudenken lohnt...

Gruß,
Janus

Dienstag, 1. Juni 2010

Stadtentwicklung

Idee: Städtebauliche Maßnahmen sinnvoll bündeln

Umsetzungsschwierigkeit: 3 von 15

Problem:
Immer wieder beobachtet man, dass Arbeiten in Kommunen nicht "gebündelt" durchgeführt werden, sondern stückweise.

Was ich damit meine, will ich an einem Beispiel verdeutlichen: Ich habe neulich beobachtet, wie eine gerade neu verlegte Straßendecke erneut aufgerissen wurde, um neue Leitungen zu verlegen. Genau dort, wo vor einem halben Jahr neue Telefonleitungen verlegt wurden, wurden nun Stromkabel in den Boden gebracht.

Da fragte man sich doch warum anstatt solche Maßnahmen zu bündeln und Kanalarbeiten, Fernwärmerohre, Telefonanschlüsse und Stromkabel gleichzeitig zu verlegen jedes halbe Jahr die Straßendecke wieder aufgerissen wird. Abgesehen von der Steuergeldverschwendung, die das Aufbrechen und Schließen der Straßen verursacht, führt das partielle Öffnen und Schließen eines Verlegegrabens zu regelrechten "Sollbruchstellen" in der Straßendecke, die zu einer beschleunigten Zerstörung der Straßen beitragen.

Ein Grund ist sicherlich die Haushaltslage. Erst wenn Gelder bewilligt werden, wird gebaut. Gleichzeitig müssen bestimmte "Töpfe" bis zum Jahresende aufgebraucht werden um weitere Zuschüsse in den nächsten Jahren zu sichern. Hinzu kommt, dass die Gelder aus verschiedenen Quellen kommen. So ist die Verlegung von Stromkabeln vielleicht in Zusammenarbeit von Kommune und privaten Stromanbietern finanziert, während das Fernwärme-Netz aufgrund irgendwelcher Bundeszuschüsse des Umweltministeriums gebaut wird, usw.

Wie kann man diesem Wirrwarr nun begegnen?

Einerseits muss man die Bündelung von Maßnahmen durch stärkere Belohnung bzw. Sanktionierungen fördern (Das fängt bei der Organisation des Bundes an und hört bei der Kommunen auf):

Wie wäre es, z.B. nur alle 5 Jahre eine Strassenbaumaßnahme pro Strassenabschnitt zuzulassen (Ausnahme natürlich bei Notfällen)?

Wie wäre es, Gemeinden, die Maßnahmen bündeln, mit zusätzlichen Fördermaßnahmen zu unterstützen, z.B. indem die Förderung abhängig von der Zahl der Bündelungen steigt?

Wie wäre es, den Gemeinden mehr Freiheiten einräumen auch längerfristig Gelder ansparen zu können und z.B. nicht kurzfristig die Fördergelder ausgeben zu müssen?

Welche weiteren Maßnahmen könnte man ergreifen um eine Bündelung solcher Maßnahmen (nicht nur im Straßenbau) zu erreichen?